Kreatives Schreiben in der Schreibwerkstatt "Wortfunken"

Schreiben beginnt mit Wahrnehmen. Insofern ist Schreiben immer individuell: es sind unsere eigenen Augen, Ohren... all unsere Sinnesorgane, mit denen wir wahrnehmen. Und diese Wahrnehmungen beschreiben wir. Dabei liegt in unserem Blick auf die Welt immer auch unsere Lebensgeschichte, die Art wie wir gelernt haben, die Welt um uns anzusehen. Alles was wir schreiben sagt also auch etwas aus über uns selbst. Darin allerdings gibt es Abstufungen, unterschiedliche Grade des Persönlichen.

Die Arbeit in der Schreibwerkstatt "Wortfunken" hatte eine klare inhaltliche Ausrichtung auf die Gegend rund um das Kottbusser Tor. Die TeilnehmerInnen sollten ihre Beobachtungen hier, ihren Alltag oder den Bezug, den Ihr Leben zu diesem Ort hat, zu Papier bringen. Die Einladung zur Schreibwerkstatt erfolgte öffentlich, darüber hinaus wurden einzelne Menschen auch persönlich angesprochen. Für die Teilnahme gab es keinerlei Bedingungen, Vorkenntnisse waren nicht erforderlich.

Wir sind davon ausgegangen, daß jeder Mensch schreiben kann, wenn er/sie einen geeigneten Rahmen und ein paar Techniken angeboten bekommt. Zu Beginn ging es darum, überhaupt anzufangen. Denn der Anfang ist das Schwerste. Auch für Menschen, die viel schreiben, ist es oft nicht leicht, aus dieser Anfangssituation heraus zu kommen: Das leere Papier, der Stift und ich. Über diesen Moment soll die Schreibwerkstatt hinweghelfen. Sie soll den TeilnehmerInnen Methoden an die Hand geben, in einen Schreibfluß zu kommen, das was in ihnen ist, zu Papier zu bringen.

Es waren nur drei Abende für das Schreiben vorgesehen, allerdings immer verbunden mit der Aufforderung, in der Schreibwerkstatt Begonnenes zu Hause weiter zu schreiben. In dieser kurzen Zeit ging es ausdrücklich nicht darum, perfekte Texte zu erarbeiten und ihnen den letzten literarischen Schliff zu verpassen. Schon der Ort - die historische Druckerei des Kreuzberg Museums - machte den Werkstattcharakter deutlich. Geschrieben wurde erst mal unkontolliert (soweit möglich, ein wenig Kontrolle ist sicher immer da): Gedanken fließen lassen, Einfällen nachgehen ohne sie zu werten, den Wörtern erlauben, als Entwurf aufs Papier zu kommen.

Es wurde mit unterschiedlichen Formen experimentiert, Texte oder Gedichte gemeinsam verfasst, spontan oder auch an Formvorgaben gebunden aufgeschrieben, was den TeilnehmerInnen in den Sinn kam. Jede Person konnte dabei herausfinden, wie und in welcher Form sie am besten schreiben kann. Entstanden ist eine beeindruckende Fülle von Texten und Gedichten. Selbstverständlich haben die TeilnehmerInnen selbst entschieden, was sie zur Veröffentlichung in dieser Broschüre freigeben und auf der Lesung präsentieren möchten.

Berlin, Februar 2002

Elisabeth Voß
Dipl. Betriebswirtin (FH), Publizistin
Kursleiterin der Schreibwerkstatt
www.elisabeth-voss.de

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